BILDER DEINER GROSSEN LIEBE

von Wolfgang Herrndorf || Bühnenfassung: Robert Koall

»Verrückt sein heißt ja auch nur, dass man verrückt ist, und nicht bescheuert.«

So selbstverständlich wie die Sterne am Himmel, wandert auch die vierzehnjährige Isa umher, kraft ihres Willens, heraus aus der psychiatrischen Klinik, um nach Prag zu ihrer Halbschwester zu gelangen. Dabei durchkämmt sie barfuß und ohne Google Maps die neudeutschen Wälder und Dörfer, die Flüsse und auch den befahrenen Asphalt. Auf ihrer Reise strahlt sie in die Lebenswelten anderer Menschen hinein und ist doch immer selbst schon fast verglüht. Auf einer Müllhalde trifft sie schließlich zwei Jungen ihres Alters. Es sind Maik Klingenberg und Andrej Tschichatschow. Im Blick des blonden Jungen sieht die hellsichtige Isa, dass er sich in sie verliebt hat, nur weiß er es noch nicht …

So unvollendet wie das Leben selbst ist auch Wolfgang Herrndorfs literarisches Fragment »Bilder deiner großen Liebe«. Seinem Erfolgsroman »Tschick« wollte der schwerkranke Autor einen ungehorsamen Zwilling zur Seite stellen und aus der Perspektive des »Müllmädchens« Isa eine Art Jakobsweg für Außenseiter beschreiten: ohne Wegweiser, ohne Erweckungserlebnis. Dafür aber mit einem ureigenen Blick und schonungsloser Offenheit den Menschen gegenüber, die am Wegesrand ihrer Innerlichkeit auf Isa warten. Und wie der Dichter Novalis scheint Isa auf die Frage, wo wir denn hingehen, nur eine Antwort zu kennen: immer nach Hause.

regie: KATHARINA BRANKATSCHK || bühnen/kostümbild ANJA KREHER || komposition & sounddesign: RAFAEL KLITZING || dramaturgie: RALF MEYER || es spielen: CYNTHIA COSIMA ERHARDT, NILS THORBEN BARTLING

"Die Regisseurin Katharina Brankatschk nimmt im neuen theater Halle den Faden auf, es gelingt ein fulminanter Theaterabend."

 Mitteldeutsche Zeitung, Mathias Schulze, 17/18.11.2018
"Eingerahmt in das poetische Bühnenbild von Anja Kreher ist dem Team um Katharina Brankatschk eine beeindruckende Inszenierung gelungen, die gerade in der fragmentartigen Vorlage ihre Herausforderung sieht und gleichzeitig Hommage an den viel zu früh verstorbenen Wolfgang Herrndorf und sein letztes – unvollendetes – Werk ist."

 saalereporter.de, Gisela Tanner, 21.11.2018
Fotos: Anna Kolata